553. Wenn ich den
Vorgang der Intention beschreiben will, so fühle ich vor
allem, daß sie noch am ehesten leisten kann, was sie soll, wenn
sie ein äußerst getreues Bild von dem enthält, was sie
intendiert. Aber ferner, daß auch das nicht
ausreicht, weil ja das Bild, was immer es ist, sich verschieden
deuten läßt; daß also dieses Bild doch wieder
isoliert
dasteht. Wie man das Bild allein ins Auge faßt, ist
es plötzlich tot, und es ist, als wäre ihm etwas genommen
worden, was es zuvor belebt hatte. Es ist kein Gedanke,
keine Intention, und wie immer wir es uns begleitet denken, durch
artikulierte oder unartikulierte Vorgänge, und durch
Nun sagt man: “Freilich intendiert das Bild nicht, sondern wir müssen mit ihm etwas intendieren”. Aber wenn dieses Intendieren, Meinen, wieder etwas ist, was mit dem Bild geschieht, so sehe ich nicht ein, warum das an einen Menschen gebunden sein soll. Man kann ja auch den Vorgang der Verdauung als chemischen Prozeß studieren, unabhängig davon, ob er in einem Lebewesen stattfindet. Wir wollen sagen “Das Meinen ist doch wesentlich ein geistiger Vorgang, ein Vorgang des bewußten Lebens, nicht der toten Materie”. Aber was soll einen solchen ausmachen, als die spezifische Art dessen, was vorgeht – solange wir eben an einen Vorgang denken. Und nun scheint es uns, als ob gar kein Vorgang, welcher Art immer, das Intendieren sein kann. – Wir sind eben hier mit der Grammatik des Vorgangs nicht zufrieden, und nicht mit der spezifischen Art eines Vorgangs. – Man könnte sagen: jeden Vorgang würden wir in diesem Sinne “tot” nennen! |
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