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Die zureichende Evidenz geht,
ohne bestimmte Grenzen zu haben, in die unzureichende
über. Soll ich sagen, eine natürliche
Grundlage dieser Begriffsbildung // dieses
besondern Begriffs // sei das
Kkomplizierte Wesen und die
Mannigfaltigkeit der
menschlichen Fälle?
(crossed out)
So
müßte also bei einer
ˇweit geringeren
Mannigfaltigkeit eine scharf begrenzte Begriffsbildung
natürlich erscheinen. Und warum scheint es so
schwer, sich den vereinfachten Fall vorzustellen?
Wie hätten
wir uns ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung
eines Worts zu denken? – Was versteht man unter
einem kompletten Regelverzeichnis für die Verwendung einer
Figur im Schachspiel? Könnten wir uns nicht
ˇimmer Zweifelsfälle konstruieren, in denen das
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normale
Regelverzeichnis nicht entscheidet?
Denke etwas an so eine Frage: wie ist es festzustellen,
wer zuletzt gezogen hat, wenn die Zuverlässigkeit des
Gedächtnisses der Spieler angezweifelt wird?
Die Verkehrsregelung in den Strassen
erlaubt und verbietet gewisse Handlungen der Fahrer und
Fussgänger; aber sie versucht nicht, ihre
sämtlichen Bewegungen durch Vorschriften zu
leiten. Und es wäre sinnlos, von einer
‘idealen’ Verkehrsordnung zu reden, di
die das täte; wir wüssten zunächst
gar nicht, was wir uns unter diesem Ideal zu denken
hätten. Wünscht Einer die Verkehrsordnung in
irgendwelchen Punkten strenger zu gestalten, so bedeutet das nicht,
er wünsche sie so einem Ideal anzunähern.
Betrachte auch
diesen Satz: “Die Regeln eines Spiels
können wohl eine gewisse Freiheit lassen, aber sie müssen
doch ganz bestimmte Regeln sein.”
Das ist, als sagte
man “Du kannst zwar einem Menschen durch
vier Wände eine gewisse Bewegungsfreiheit lassen, aber die
Wände müssen vollkommen starr sein” – und
das ist nicht wahr.
Sagst Du aber:
“
ˇNun die Wände können wohl
elastisch sein, aber dann haben sie eine ganz bestimmte
Elastizität.” –
[w|W]as sagt das nun doch?
Es scheint zu sagen, dass man diese
Elastizität muss angeben können,
aber das ist wieder nicht wahr.
|| “
hat immer
eine
bestimmte
–
ob ich sie
,
oder nicht
–”: das ist eigentlich das
Bekenntnis zu einer
bestimmten
besonderen Ausdrucksform. Derjenigen
nämlich, die sich der
Form eines
Ideals der Genauigkeit bedient. Gleichsam als eines
Parameters der Darstellung.
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