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     “Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß Einer so handelt und doch nichts Schandbares in der Handlung sieht” – und nun folgt eine Beschreibung, wie man sich das vorzustellen habe.
     “Ich kann mir einen Volksstamm vorstellen, in dem es als unanständig gilt, zu rechnen, außer zum Zeitvertreib.” Das heißt ungefähr so viel wie: ich könnte mir dies Bild leicht weiter ausmalen.
     “Es hat Sinn, von einer endlosen Baumreihe zu reden. Ich kann mir doch vorstellen, daß eine Baumreihe ohne ein Ende weiterläuft.” D.h. etwa: Wenn es Sinn hat, zu sagen, die Baumreihe komme hier zu einem Ende, muß es Sinn haben, zu sagen, sie komme hier nicht zu einem Ende; und also auch: sie komme nirgends zu einem Ende. Die visuelle Vorstellung ist etwa die einer Baumreihe, die ‘unabsehbar’ weiterläuft. Ein solches Bild verbürgt natürlich den Sinn jenes || des Wortausdrucks so wenig, wie es ihn erklärt.
     “Ich kann mir doch vorstellen, unsere Maßstäbe zögen sich immer zusammen, wenn … ” heißt: Wenn sich unsre Maßstäbe so benähmen, würden wir nicht anstehen, zu sagen …. Dies erklärt den Sinn einer bestimmten Ausdrucksweise.
     “Ich kann mir doch vorstellen wie der Andre in seinem Bauch Schmerzen hat!” (Ich könnte etwa dazusetzen: jetzt z.B. tue ich's gerade.) Erklärt dies, was es heiße, der Andre habe Schmerzen? (Ich kann mir die Schmerzen des Andern
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leichter || besser vorstellen, wenn ich mich selbst nicht ganz wohl fühle.)