Was soll es
heißen, zu sagen, der Satz habe einen
Sinn? Gemeint ist
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eigent
lich,
daß ein Scha
ttenwesen hinter
dem Satz steht, ein Schattenbild der Wirklichkeit, die der Satz
darstellt. Diese Auffassung mag davon hergenommen
sein, daß uns manchmal beim Aussprechen oder
Hören des Satzes wirklich ein Vorstellungsbild dieser
Wirklichkeit vorschwebt. Aber wie kann uns dieses Bild
prinzipiell w
eiterführen? Wie
kann es zwischen Zeichen und Wirklichkeit vermitteln?
Dann brau
chte es ja eines Schattens jenes
Schattens usw. Wir könnten ja
festsetzen, der Sinn des Satzes (wobei ich unter Satz jetzt nur
eine Beschreibung einer Anordnung räumlicher Gegenstände
verstehen will) sei ein gemaltes Bild dieser
An
ordnung. Hier habe ich freilich dem
Wort “Sinn” eine klare Bedeutung gegeben.
Aber sie entspricht nicht ganz dem, was man mit dem Wort
“Sinn” für gewöhnlich erreichen
will. Denn ich könnte jetzt fragen
, ob
nicht auch von einem Sinne des gemalten Bildes die
Rede sein sollte. Eigentlich möchte man sagen, der
Satz “hier steht ein Mensch” ist doch nicht
bloß diese Lautverbindung. Es
muß doch noch etw
as
dahinter stecken. Aber, was man sich hier als hinter dem
Satz stehend denkt, ist, w
ie ich schon gesagt habe,
der Kalkül, die Sprache, in der der Satz gebraucht
wird. Und hier beruht die Auffassung des Dahinterstehens
auf einer Täuschung. In diesem Sinn ist der
Gebrauch des Wortes “Sinn” irreführend,
und man kann sagen, daß er aus einer
primitiven und obsoleten Auffassung der Sprache entstanden
ist. Hier mag man daran denken,
daß ein französischer Politiker
unserer Tage gesagt hat, die französische Sprache
sei dadurch ausgezeichnet, daß in
ihr die Wörter genau in der Reihe folgen, in der man sie
denkt. Die richtige eingehende Kritik
dieses Ausspruchs ergäbe alles, was für uns an der
Grammatik des Wortes “denken” von
Bedeutung ist.