Wir sind nicht mehr versucht, einen geheimnisvollen, kaum begreiflichen Vorgang anzunehmen, welcher der Glaube ist, daß etwas der Fall sei einen Vorgang, der sich zu den physikalischen Vorgängen etwa so verhielte wie die Vorgänge in der lebenden Materie zu denen in der unbelebten. Es ist uns also nicht mehr als wäre der Geist gleichsam ein Protoplasma, in welchem Dinge zu geschehen scheinen, wie sie weder Physik noch Chemie kennen. Denn der Sinn steht nicht hinter dem Satz in der Sphäre des
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Geistes. Der Grund eines Glaubens verhält sich zu dem Glauben, wie eine Rechnung zu deren Resultat. Und können wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens setzen, so statt der Gründe des Glaubens, den Vorgang einer Ableitung jenes Ausdrucks. Diese Ableitung mag auch erst dann vor sich gehen, wenn man nach den Gründen des Glaubens gefragt wurde. Die Frage: Warum glaubst du das? könnte nach den Gründen, aber auch nach der Ursache des Glaubens fragen. Im ersten Fall ist die Antwort eine Angabe des Denkweges der Ableitung. Man könnte die Frage: Warum glaubst du das? vergleichen mit der Frage: wie kommt es, daß du hier bist? Und diese Frage läßt offenbar zwei Beantwortungen zu: man kann den Weg angeben, auf welchem man hierher gelangt ist (Angabe des Grundes) aber auch die Ursache des Hierseins. Der wesentlichste Unterschied der Grammatiken dieser beiden Antworten ist nun dadurch bezeichnet, daß sie als Feststellung der Ursache die Angabe mehrfacher Koinzidenzen von Erscheinungen bezeichnen, während die Angabe des zurückgelegten Weges der Beschreibung einer einmaligen Erfahrung entspricht. Das ist es auch, worauf wir zielen, wenn wir sagen, den Grund unseres Glaubens könnten wir mit Sicherheit wissen (und ebenso das Motiv unserer Tat, nicht aber die Ursache des Glaubens oder der Tat). Denn die Angabe des Motivs entspricht der Angabe eines einmal zurückgelegten Weges. Das Motiv in diesem Sinn finde ich nicht durch oftmalige Beobachtung meiner Handlungen und der Umstände, unter denen sie geschehen ist. Wohl aber dient uns solche Beobachtung zum “Erraten des Motivs eines anderen”, (welches eben die Grammatik des Gebrauchs dieser Wörter beschränkt || bestimmt).