| Wenn die Sprache ein Begriff wäre
im Sinn der elementaren Kardinalarithmetik, so könnte man
sagen, es gehören ge[e|w]isse grammatische
Spiele zu ihr und sie sei ohne diese nicht komplett, wie man
sagen kann, die
elementare-Kardinalar[t|i]thmetik
sei ohne den Kalkül der Multiplikation nicht
vollständig. Man könnte hier von festen
Grenzen des Begriffs reden, obgleich es z.B.
keine endliche Anzahl aller Kardinalmultiplikationen
gibt. Ich meine, man kann den Begriff “Rechnung
der elementaren Kardinalarithmetik” einen
festbegrenzten nennen, im Gegensatz zu dem der Arithmetik und
auch der Mathematik. Was zur Mathematik gehört, ist
nicht bestimmt worden[,|.] Ihr Begriff so wie
der Begriff des Kalküls ist ein
fliessender. Und ebenso ist es der
Begriff der Sprache. Aber das erlaubt uns, unsere
Freiheit auf die Spitze zu treiben, gleichsam zu
[d|s]agen: wenn du das und das Sprache nennst, warum
auch nicht auch das? Wir
können so Sprachspiele isolieren und uns etwa vorstellen, ein
Volksstamm könne nur dieses oder jenes oder diese
bestimmte Kombination von Sprachspielen. Und so
beleuchten wir das unübersehbar wogende Ganze unserer
Sprache[d|,] dadurch dass wir
ihm festumschriebene Gebilde gegenüber oder an die
Seite stellen, welche wir nicht gut umhin können, Sprache zu
nennen. Die Vorstellung, es gäbe einen
Volksstamm, dessen Sprache etwa nur aus den Befehlen
bestünde, und zwar etwa aus Befehlen einer scharf umrissenen
Art, z.B. Befehlen, welche Gruppen von
Menschen an verschiedene Orte dirigieren, diese Vorstellung ist ein
Mittel, um sich die Aehnlichkeit einer
solchen Sprache durch die Aehnlichkeit
ihrer Funktion im [B|L]eben des Menschen klar
28 auszumalen. Kennte man
keine Volksstämme, deren Zahlenreihe “1, 2, 3, 4, 5,
viele” lautet, so wäre die
blosse Fiktion, eines solchen arithmetischen
Lebens auch von grossem Nutzen.
Wir müssen nur noch verstehen, dass
jene Zahlenreihen durchaus nicht unkomplett ist und wir
nicht im Besitz einer kompletteren sind, sondern nur im Besitz
einer anderen und komplizierteren Arithmetik, neben der jene
primitive zurecht besteht. Und wi[r|e] wir
durch so eine Ueberlegung sehen,
dass unsere Reihe der natürlichen Zahlen
in keiner Weise ein ausgezeichnetes und uns gleichsam von
Gott geschenktes Gebilde
sind ist, welche wesentlich der Grundstein dessen sein
muss, was wir Arithmetik nennen, wie wir
dadurch sehen, dass von einer Grundintuition
keine Rede sein kann, da die Reihe 1, 3, 5, 7, …
arithmetisch um nichts weniger fundamental ist, so sehen wir nun
auch, dass die Sprache durch dieses oder jenes
Sprachspiel (wie ich es nennen will) nicht komplett noch
durch sein Fehlen wesentlich unvollständig wird; welches
alles natürlich nur Bemerkung zur Grammatik des Wortes
“Sprache” ist, die uns davor bewahrt, beim
Nachdenken über die Grammatik eines Wortes auf
gewisse hoffnungslose Irrwege zu geraten. Wenn wir einen
Satz wie den “das Nichts nichtet” oder die Frage
“was ist früher, das Nichts oder die
Verneinung?” behandeln wollen, so fragen wir
uns, um ihm gerecht zu werden: was hat dem Autor
bei diesem Satz vorgeschwebt? Woher hat er diesen Satz
genommen? |
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