“Jeder Mensch fühlt nur seinen eigenen Schmerz, nicht den des andern”. Wenn wir das sagen, wollen wir nicht die bisherige Erfahrung zusammenfassen. Wollten wir es, so müßte der Gebrauch des Ausdruckes ¤“A fühlt den Schmerz des B” erst näher bestimmt werden; es müßten uns etwa Erfahrungen beschrieben werden, welche als Kriterien dafür zu gelten haben. In Wirklichkeit aber will man sagen, es sei logisch unmöglich, daß
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A den Schmerz des B fühle. Man trifft also damit eine Bestimmung über den Gebrauch der Sprache, und es sollte eigentlich heißen: es ist sinnlos, zu sagen, “A fühlt den Schmerz des B”. Dann aber ist es auch sinnlos zu sagen: “A fühlt seinen eigenen Schmerz”. Analog verhält es sich mit dem Ausdruck: “Meine Schmerzen erkenne ich direkt, die der andern indirekt”. Ich kann freilich die Worte direkt und indirekt für die eigenen Schmerzen und die der andern reservieren, aber die Worte “Ich” (bzw. “mein”) und “direkt” bilden dann eine sprachliche Einheit, sie sind nicht trennbar, sie sind gleichsam korrelativ; und ebenso “der andere” und indirekt”. Die Regel sagt dann gleichsam, es schicke sich, im Falle des eigenen Schmerzes von “direkt” usw. zu reden.