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Ich nehme an, daß dieses Haus nicht in einer halben
Stunde zusammenstürzen wird.
Wann nehme ich das an?
Die ganze Zeit? und was ist dieses Annehmen für eine
Tätigkeit?
Heißt, das annehmen, nicht (wieder)
zweierlei?
Einmal bezeichnet es eine hypothetische psychologische Disposition; einmal
den Akt des Denkens, Ausdrückens, jenes Satzes || des Satzes “das Haus wird nicht
einstürzen”.
Im ersten Sinne ist das Kriterium dafür,
daß ich jene Annahme mache || das annehme das, was ich sonst sage, fühle
und tue; im andern Sinn, daß ich einen Satz sage, der
wieder ein Glied einer Rechnung ||
Kalkulation ist.
Nun sagt man: Du mußt aber doch einen Grund
haben, das anzunehmen, sonst ist die Annahme ungestützt und wertlos
(erinnere Dich daran, daß wir zwar auf der Erde
stehen, die Erde aber nicht wieder auf irgend etwas; und Kinder glauben, sie
müsse fallen, wenn sie nicht gestützt ist).
Nun, ich habe auch Gründe zu meiner Annahme.
Sie lauten etwa: daß das Haus schon jahrelang
gestanden hat, aber nicht so lang, daß es schon
baufällig sein könnte, etc. etc..
Was ein Grund wofür ist (Was als
Grund wofür gilt), kann von vornherein angegeben werden und
beschreibt || bestimmt einen Kalkül, in
welchem || dem eben das eine ein Grund
des andern ist.
Soll aber nun ein Grund für diesen ganzen Kalkül gegeben werden, so sehen
wir, daß er fehlt.
Fragt man aber, ob der Kalkül also eine willkürliche Annahme ist, so ist
die Antwort, daß er so wenig ist, wie die Furcht vor
dem Feuer oder einem wütenden Menschen, der sich uns nähert.
Wenn man nun sagt: gewiß sind doch die Regeln der Grammatik, 580 nach denen wir
vorgehen und operieren, nicht willkürlich; so müßte
man zur Antwort fragen: Gut also, warum denkt denn ein Mensch
wie er denkt? warum geht er denn durch diese Denkhandlungen?
(gefragt ist hier natürlich nach den Gründen, nicht
Ursachen).
Nun, da lassen sich Gründe in dem Kalkül angeben; und ganz zum
Schluß ist man dann versucht zu sagen:
“es ist eben sehr wahrscheinlich, daß
sich das Ding jetzt so verhalten wird, wie es sich immer verhalten
hat” || … daß das Ding
jetzt das gleiche Verhalten zeigen wird, das es immer gezeigt
hat”, – oder dergleichen.
Eine Redensart, die den Anfang des
Raisonnements verhüllt und
hier || an diesem
Anfang eine ähnliche Rolle spielt, wie der Schöpfer am
Beginn || Anfang der Welt, der || welcher zwar in Wirklichkeit nichts erklärt,
aber ein
den Menschen akzeptabler Anfang ist. || einen den Menschen akzeptablen
Anfang macht.
Das, was so schwer einzusehen ist, ist, daß, solange wir ein Wahr-Falsch-Spiel spielen || daß, solange wir im Bereich der Wahr-Falsch-Spiele bleiben, eine Änderung der Grammatik uns nur von einem solchen Spiel zu einem andern führen kann, aber nicht von etwas Wahrem zu etwas Falschem. Und wenn wir anderseits aus dem Bereich dieser Spiele heraustreten, so nennen wir es eben nicht mehr Grammatik, und zu einem Widerspruch mit der Wirklichkeit kommen wir wieder nicht. |
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